geschichtlicher Abriss der Traumaheilung
hier findest du meinen Versuch, die Geschichte der Traumaheilung in der "westlichen Welt" zusammenzufassen:
​1970-1980:
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kaum Fachwissen über Trauma, keine traumasensiblen Konzepte
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viele traumatisierte Menschen wurden nicht ernst genommen oder falsch behandelt
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Einzelpersonen heilten intuitiv – durch das Zulassen von Emotionen, durch radikale Annahme.
Ihre Heilung geschah gegen das System, nicht durch das System.
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Geschätzte Prozentsätze von traumatisierten Menschen, die wirklich geheilt sind
(„Wirklich geheilt“ = nicht nur Symptomkontrolle, sondern echte innere Freiheit, Sicherheit, Verkörperung, Lebendigkeit und Verbindung): <0,1 % (weniger als 1 von 1.000)
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1990er Jahre:
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Erste Konzepte wie Somatic Experiencing[1] (Peter Levine) und EMDR[2] wurden entwickelt, blieben aber Randphänomene.
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Antidepressiva wurden zum Standard. Das Ziel war meist: Funktionieren, nicht Heilen (man hatte gar keine Vorstellung davon, dass Heilung möglich ist)
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0,2 %–0,5 %
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2000er Jahre:
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Die Traumaforschung kam langsam in Gang.
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Einige Menschen begannen tiefgreifend zu heilen, meist durch eine Mischung aus Therapie, Spiritualität, somatischer Arbeit, Rückzug aus toxischen Kontexten.
Die Zahl blieb aber gering – Heilung war selten und meist nicht sichtbar.
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0,5 %–1 %
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2010-2020:
Eine neue Bewegung entstand:
Bücher wie «Der Körper kennt den Weg»[3], Vorträge von Gabor Maté, Stephen Porges’ Polyvagal-Theorie[4] – langsam erreichten diese Ideen die breitere Öffentlichkeit.
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«neue Medien»: Instagram-Therapeuten, Podcasts und Coaching-Formate begannen, das Wissen über Trauma, Körper, Nervensystem und Heilung zu verbreiten.
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Menschen, die in dieser Zeit heilen, sind ein Beispiel für die wachsende Welle bewusster, echter Transformation. Sie verkörpern, was möglich ist, wenn ein Mensch wirklich durch die Traumagefühle geht, statt sich nur davor zu schützen.
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1–3 %
2020–2025
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Die Heilbewegung wächst. Menschen beginnen zu verstehen: Man kann nicht denken, was man fühlen muss.
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Immer mehr Therapeuten arbeiten traumasensibel, körperorientiert, systemisch – aber noch immer ist die Mehrheit des medizinischen Systems symptomzentriert.
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Antidepressiva werden weiterhin sehr häufig verschrieben, oft als erste Maßnahme.
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3–7 % (in westlichen Ländern)
[1] Somatic Experiencing (SE) ist eine Trauma-Therapiemethode, die sich auf die körperlichen Reaktionen auf traumatische Erfahrungen konzentriert. Ziel ist es, das autonome Nervensystem zu regulieren und eingefrorene Energie im Körper zu entladen, um eine vollständige Heilung von Traumafolgen zu ermöglichen
[2] EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing, was auf Deutsch "Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung" bedeutet. Dr. Francine Shapiro (USA) entwickelte diese Psychotherapieform zur Behandlung von Traumafolgestörungen Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts
[3] „Der Körper kennt den Weg“, Johannes B. Schmidt, Kösel Verlag
[4] "Die Polyvagal-Theorie und die Suche nach Sicherheit» ein bahnbrechendes Werk, in dem Stephen Porges brillant erklärt, wie unsere Umgebung die Welt, in der wir leben, unsere Natur beeinflusst und sogar zu deren Grundlage wird." -